Temperaturmessung

Pt100 – Die wichtigsten Details auf den Punkt gebracht

Der Pt100 spielt eine große Rolle in der industriellen Temperaturmessung von Flüssigkeiten, Gasen sowie Feststoffen und ist in den verschiedensten Ausführungen erhältlich. Erfahren Sie mehr über den intelligenten Temperatursensor, seinen Aufbau, sein Verhalten und seine Einsatzgebiete!

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Pt100?

Ein Pt100/Pt 100 ist das am häufigsten verwendete Sensorelement in Widerstandsthermometern und wird auch zur Bestückung von Leiterplatten eingesetzt. Er verändert seinen ohmschen Widerstand in Abhängigkeit zur Temperatur. Angeschlossen an eine Auswerteeinheit kann aus dem gemessenen Widerstand die Sensortemperatur bestimmt werden. Häufig wird der Pt100 auch als Pt100-Sensor oder Widerstandssensor bezeichnet.

Wie ist ein Pt100 mit Anschlussdrähten aufgebaut?

Der Pt100 kommt üblicherweise als Platin-Chip-Temperatursensor zum Einsatz und besteht aus einem Keramikträger, auf den durch einen Sputterprozess eine dünne Platinschicht aufgebracht wird. Aufgrund der sehr geringen Schichtdicke ist die Bezeichnung Dünnschichtsensoren ebenfalls gebräuchlich. Die Platinbeschichtung wird im Anschluss mit einem photolithographischen Verfahren mäanderförmig strukturiert. Die Anschlussdrähte werden auf Pads aufgeschweißt und diese Kontaktflächen mit einer Glasschicht zugentlastet. Eine weitere – aufgeschmolzene – Glasschicht schützt als Deckschicht die Platinmäander vor äußeren Einflüssen und dient der Isolation.


Aufbau eines Pt100-Sensors

Aufbau eines Pt100-Sensors

Größenvergleich eines Pt100-Sensors

Größenvergleich eines Pt100-Sensors

Wo wird ein Pt 100 mit Anschlussdrähten eingesetzt?

Ein bedrahteter Pt 100 findet hauptsächlich Verwendung in der industriellen elektrischen Temperaturmessung in Widerstandsthermometern.

Wie ist ein Pt100 in SMD-Bauform aufgebaut?

Weiterhin sind Dünnschichtsensoren in Surface Mounted Device-Bauform – kurz SMD-Bauform – lieferbar, die speziell für die automatisierte Bestückung auf Leiterplatten konzipiert werden. Diese Pt100-Sensoren besitzen keine Drahtanschlüsse, sondern werden über lötfähige Anschlussflächen direkt auf die Platine gelötet. Durch ihre geringe Baugröße erlauben sie eine hohe Bestückungsdichte.

Aufbau eines Pt100-Sensors in SMD-Bauform

Aufbau eines Pt100-Sensors in SMD-Bauform

Größenvergleich eines Pt100-Sensors in SMD-Bauform

Größenvergleich eines Pt100-Sensors in SMD-Bauform

Wo wird ein Pt100 in SMD-Bauform eingesetzt?

Pt100-Sensoren ins DMD-Bauform eignen sich zur Oberflächen- oder Umgebungstemperaturmessung auf Platinen und werden bevorzugt für Temperaturüberwachungs- oder Kompensationsschaltungen eingesetzt. Eine beliebte Verwendung von SMD-Sensoren ist außerdem der Aufbau von Messeinsätzen für Temperaturfühler. Eine Platine wird automatisch mit den Pt100-Sensoren in SMD-Bauform bestückt und bildet so einen vorkonfektionierten Messeinsatz, der sich in eine Schutzhülse schieben lässt. Solche Fühler werden beispielsweise in hoher Stückzahl für die Wärmemengenmessung verwendet.

Was ist ein drahtgewickelter Pt 100?

Platin-Chip-Temperatursensoren existieren seit den 1980er Jahren. Sie ersetzten weitgehend die bis dahin verwendeten Pt100-Sensoren mit einer Wicklung aus Platindraht. Die Wicklung dieser Sensoren ist entweder in Glas eingeschmolzen (Glassensor) oder in Bohrungen eines Keramikrohrs (Keramiksensor) untergebracht.

Aufbau eines Glassensors

Aufbau eines Glassensors

Aufbau eines Keramiksensors

Aufbau eines Keramiksensors

Wo werden drahtgewickelte Pt100-Sensoren eingesetzt?

Mit den Sensoren sind Messungen von bis zu 800 °C möglich. In Sonderanwendungen kommen die drahtgewickelten Sensoren auch noch heute zum Einsatz (beispielsweise im Laborbereich). In der Regel finden aber die zuvor beschriebenen Platin-Chip-Temperatursensoren Verwendung.


Für was steht Pt100?

„Pt“ ist die Bezeichnung für Platin und die Zahl 100 benennt den Grundwiderstand von 100 Ohm bei 0 °C.

Wie funktioniert ein Pt100?

Ein Pt100 verfügt bei 0 °C über einen Grundwiderstand von 100 Ohm. Mit steigender Temperatur verändert der Sensor seinen Widerstand um etwa 0,38 Ohm/ Kelvin (also pro °C Temperaturänderung). Die Kennlinie ist standardisiert (DIN EN 60751) und so können Auswerteeinheiten aus dem gemessenen Widerstand die Sensortemperatur ermitteln.

Weitere Informationen zur Anwendung von Pt100-Sensoren in elektrischen Thermometern erhalten Sie im Video.


Was ist eine Pt100-Widerstandstabelle?

Das oben beschriebene Verhalten eines Pt100 lässt sich leicht sich aus einer Pt100-Widerstandstabelle ablesen.

Pt100-Referenzwerte des Widerstands in Schritten von 1 °C

°C

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

0

100,000

100,391

100,781

101,172

101,562

101,953

102,343

102,733

103,123

103,513

10

103,903

104,292

104,682

105,071

105,460

105,849

106,238

106,627

107,016

107,405

20

107,794

108,182

108,570

108,959

109,347

109,735

110,123

110,510

110,898

111,286

30

111,673

112,060

112,447

112,835

113,221

113,608

113,995

114,382

114,768

115,155

40

115,541

115,927

116,313

116,699

117,085

117,470

1178,56

118,241

118,627

119,012

50

119,397

119,782

120,167

120,552

120,936

121,321

121,705

122,090

122,474

122,858

60

123,242

123,626

124,009

124,393

124,777

125,160

125,543

125,926

126,309

126,692

70

127,075

127,458

127,840

128,223

128,605

128,987

129,370

129,752

130,133

130,515

80

130,897

131,278

131,660

132,041

132,422

132,803

133,184

133,565

133,946

134,326

90

134,707

135,087

135,468

135,848

136,228

136,608

136,987

137,367

137,747

138,126

100

138,506

138,885

139,264

139,643

140,022

140,400

140,779

141,158

141,536

141,914


Was besagt die Pt100-Formel?

Für Metallsensoren kann mit Hilfe eines Polynoms berechnet werden, welcher Sensorwiderstand sich für unterschiedliche Sensortemperaturen ergibt.

Die Grundform für das Polynom zweiter Ordnung lautet:

R(T) = R0 x (1 + A x ϑ + B x ϑ2)

R0: Grundwiderstand bei 0 °C

ϑ: Temperatur in °C

A, B: Individuelle Koeffizienten des Sensors 

Für einen Pt100 beträgt der Grundwiderstand 100 Ω und die Koeffizienten sind 3.9083 ×10-3 °C-1 (A) und -5.775 ×10-7 °C-2(B). Eingesetzt in das Polynom lautet die Pt 100-Formel:

R(T) = 100 Ω x (1 + 3.9083 ×10-3 °C-1 x ϑ - 5.775 ×10-7 °C-2x ϑ2)

Die Formel gilt für positive Temperaturen.

Gibt es weitere Nennwiderstände?

Platinsensoren existieren auch mit Grundwiderständen wie z. B. 1000 Ohm (bei 0 °C). Andere Nennwiderstände sind ebenfalls herstellbar, aber selten.

Für welche Temperaturen eignet sich ein Pt100?

Die Dünnschichttechnologie erlaubt Messungen in einem Bereich von –70 bis +600 °C.

Wie sieht es mit der Pt100-Genauigkeit aus?

Auch die Toleranzen sind im Standard festgeschrieben. Für die Dünnschichtwiderstände existieren Toleranzklassen bzw. Pt100-Genauigkeitsklassen von F 0,1 (hohe Genauigkeit) bis F 0,6 (geringe Genauigkeit). Die Toleranz oder Grenzabweichung wird gemäß dem Standard durch Einsatz der Messtemperatur in die jeweilige Formel bestimmt.

Pt100-Genauigkeitsklassen
Toleranzklasse Grenzabweichung [K]
F 0,1 ±(0,1 + 0,0017 x ItI)
F 0,15 ±(0,15 + 0,002 x ItI)
F 0,3 ±(0,3 + 0,005 x ItI)
F 0,6 ±(0,6 + 0,01 x ItI)

Hier zwei Beispiele:

Bestimmung der Toleranz für einen Sensor der Klasse F 0,1 und einer Messtemperatur von 100 °C:

±(0,1+0,0017 x I100I= ± 0,27 K (entspricht ±0,27 °C)


Bestimmung der Toleranz für einen Sensor der Klasse F 0,3 und einer Messtemperatur von 400 °C:

±(0,3+0,005 x I400I= ± 2,3 K (entspricht ±2,3 °C)

Was sind die Vorteile eines Pt100?

Pt100-Sensoren sind sehr langzeitstabil, was sich vor allem durch das Widerstandsmaterial Platin erklärt. Die Kennlinie der Sensoren ist standardisiert. Steht in einer Auswerteeinheit die Kennlinie zur Verfügung, ist die Auswertung des Temperatursignals möglich. Durch die Standardisierung ist die Ersatzteilbeschaffung der Sensoren bzw. konfektionierten Thermometer sehr unproblematisch.